Samstag, 28. Juni 2014

28.06. der Morgen in Mamadysh (ein Text sagt mehr als tausend Bilder)

Ich wiederhole noch mal die entscheidende Tatsache von gestern: Feldweg, Acker ...

Und dann holten mich plötzlich Regentropfen aus dem Schlaf, die ich auf dem Dach hörte. Und dann bekam ich Sorge, dass der Untergrund aufweicht und ich womöglich nicht mehr auf die "befestigte" (Schotter-)Straße zurück komme. Die Sorge war dann auch groß genug, um mich morgens halb fünf aufstehen und wegfahren zu lassen. Leider war das nicht mein Glücksmorgen. Es passierte, was passieren musste, ich fuhr mich mit dem linken Vorderrad in einem Schlammloch fest. Ich probierte mich da noch rauszuschaukeln, aber irgendwann hab ich aufgegeben.
Flüche, Reue, wüstes Geschimpfe auf die dumme Christine, diese Blöde, die wieder nix gelernt hat und sich so einen Mist einbrockt. Morgens um 5 im Regen ist auf der abgelegenen Schotterstraße natürlich auch weit und breit niemand unterwegs. Also wieder ins Auto setzen und froh sein, dass es trocken und warm ist und man halbwegs waagerecht steht.
Welche Optionen habe ich?
1. Zu Fuß loslaufen und irgendwen irgendwo um Hilfe bitten. Mamadysh und die Schnellstraße sind ja in erreichbarer Nähe.
2. Stefan in Byngi anrufen und SOS funken. (Niemals! Ich bin schließlich schon groß!)
3. ADAC anrufen, die sollen einen Abschlepper schicken.
4. doch mal Luft aus dem Reifen lassen?

Gerad will ich mir einen Kaffee kochen und warten, dass der Regen aufhört, um Option 1 anzugehen, da hält oben an der Schotterstraße tatsächlich ein Auto. Ich reiße die Schiebetür auf und winke wild. (Vor sowas wird ja immer gewarnt: Fingierte Pannen, und der naive Helfer wird dann ausgeraubt.)
Ich hoffe also, dass ich harmlos genug wirke (ja, bestimmt, mit schlammiger Hose und gerade aufgestandener Frisur morgens um 5 mitten auf dem Feld, wahrscheinlich mit verzweifeltem Blick und in Zungen sprechend). Ich rechne dem älteren Herrn hoch an, dass er nicht einfach weitergefahren ist. Er kam dann irgendwann runter aufs Feld und ging um meinen Wagen und fragte Dinge, die ich nicht verstand, und ich erklärte Dinge, die er nicht verstand (ich hab mich verfahren und wollte hier wenden ...). Und einmal sagte er das Wort "Traktor", und da stimmte ich sofort zu und sagte auch heftig nickend "Da!Da! Traktor!" Gdje Traktor? Znajete?
Schließlich hat er mich ermutigt, es doch noch mal zu versuchen, und er schob und zog auch noch mit, und mit Blick auf mein Hinterrad stellt er dann fest "Eto nje rabotajet". Stimmt, das Hinterrad dreht sich nicht, und wer ist schon so doof, mit nicht mitarbeitenden Hinterrädern in Russland in den Schlamm zu fahren ...?! Aber, ich konnte es selbst nicht glauben, irgendwann kam ich dann tatsächlich frei und hatte wieder halbwegs festes Gras unter den Rädern und kam - Augen zu und durch - schlitternd wieder hoch auf den Schotterweg.
Boah, war ich froh und dankbar!

Das war jetzt nur die Kurzversion.

(Und ich erzähl es sowieso nur ungern, weil ich mich echt schäme, dass ich mich da durch meine ganz eigene Schuld reinschlamasselt habe! So dumm und überflüssig!)

Es gibt auch keine Fotos, ich hatte echt andere Sorgen in dem Moment. Hartnäckige lehmige Schlammspuren gibt es aber noch reichlich, an meinen Schuhen, auf der Hose, am Auto, im Auto :(

Nächstes Mal also doch Sandbleche mitnehmen!

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