Man kann im weitläufigen Park spazieren gehen und das Wohnhaus besichtigen. Wegen des regnerischen Wetters habe ich mich fürs Indoor-Programm entschieden und habe mir das Haus angeschaut.
Es war ein bisschen, als liefe man durch ein altes Schloss: Am Eingang muss man solche Schuh-Überzieher anziehen, und dann geht es einen vorgeschriebenen Weg durch das Gebäude, rechts und links ist alles mit Seilen abgetrennt, und man darf nichts anfassen oder fotografieren. Leider waren alle Erklärungen und Führungen nur auf russisch, und so habe mich aufs Gucken und meine Vorstellungskraft verlassen.
War trotzdem sehr interessant. Ich habe bisher nur Krieg und Frieden und Anna Karenina gelesen, und jetzt habe ich einen Grund mehr, mich auch mit Tolstois anderen Werken noch mal zu beschäftigen.
Obwohl es ein Donnerstag Mittag war, ist das Anwesen gut besucht gewesen. Auf dem großzügigen Parkplatz war ich zwar das einzige ausländische Auto, aber ich habe dort mein erstes russisches Wohnmobil gesehen :)
Tula selbst wäre auch noch einen kurzen Besuch wert gewesen, aber das kleine Stück Stadtverkehr, das ich mitmachen musste, hat mir schon gereicht. Ich hatte dann überhaupt keine Lust mehr, mich bis zum Zentrum durchzuschlagen. Komisch - in Perm und Jekaterinburg hatte ich es gar nicht als unangenehm empfunden, durch die Stadt zu fahren, obwohl ich auch dort ja jeweils im Zentrum war. Samara hingegen und jetzt auch Tula haben mich in dieser Hinsicht eher Nerven gekostet.
Ansonsten war heute nicht viel Besonderes. Ich bin am frühen Abend meinen 6000. Kilometer gefahren.
Ach doch: Ich bin zum ersten Mal von der Polizei kontrolliert worden! Es war aber nicht schlimm - der Polizist war nicht unfreundlich, wollte nur meine Papiere sehen, einmal ins Auto schauen, und nach 2 Minuten konnte ich weiterfahren.
Screenshot vom Dashcam-Film |
Allerdings habe ich im Eifer des Gefechts auch meinen dritten guten Vorsatz für Russland nicht eingehalten und mich nicht daran gehalten, "kein Russisch zu können", wie Stefan mir ja geraten hatte. Ich habe mit dem Polizisten auf Russisch radebrecht, und zum Glück war trotzdem alles gut.
Zur Erinnerung die beiden anderen guten Vorsätze, die ich schon am ersten Tag gebrochen hatte:
1. Pingelig an die Verkehrsregeln und Tempolimits halten.
2. Nicht wild campen.
Allein den 4. Vorsatz, nämlich nicht nachts zu fahren, werde ich wohl halten können.
Nachdem ich schon nachmittags eine ausgiebige Pause und eine große Portion Ravioli hatte, werde ich jetzt sofort schlafen.