Freitag, 11. Juli 2014

11.07. Auf Wiedersehen Russland

Ich bin in Nullkommanix über die Grenze gekommen, viel zügiger als auf dem Hinweg. Meine Dashcam hat alles aufgezeichnet; wer will, kann den Grenzübertritt in Echtzeit miterleben :)

Unterwegs habe ich sehr viele Störche gesehen - einzeln und auch in Paaren im Nest, wie man sich das vorstellt.

Jetzt bin ich in Lettland auf einem kleinen einfachen Campingplatz, wo ich für 2 Euro (!) einen Stellplatz am See habe und schon meine heiße Abenddusche hinter mir.

Noch auf russischem Boden hatte ich am Straßenrand Pfifferlinge gekauft. So toll sehen die in DE nie aus!
Ich musste gar nix wegschneiden, sondern nur ein paar Krümel und Halme wegwaschen.

Die Pilze habe ich dann mit Zwiebeln vom Samara-Markt und Knoblauch aus Mariyas Garten angedünstet.

Und mit Couscous angerichtet. Fertig ist das schnelle Campinggericht ;)

Und jetzt noch ein kühles Kwas dazu ... (So koche ich aber nicht jeden Abend. Wer sich erinnert: Gestern gab es Dosenravioli, und manchmal auch nur Brot.)

Wehmütige Gefühle, weil ich Russland heute so sang- und klanglos verlassen habe, verspüre ich nicht. Außerdem wartet ja noch Kaliningrad. Vielleicht ziehe ich irgendwann noch mal ein großes Resümee, aber noch ist meine Reise ja nicht zuende.

11.07. Nirgendwo in Jarzewo

Heute war ein etwas enttäuschender Vormittag. Ich war in Jarzewo (Yartsevo).

Mein Opa war hier 5 Jahre als Kriegsgefangener und hat mitgeholfen, die Straße Moskau-Minsk zu bauen. Diese Zeit hat ihn sehr geprägt - nicht grundsätzlich negativ - , und er hat seine Erlebnisse sehr viel später für uns Enkel aufgeschrieben.
Da ich nun eh in Russland bin, war es kein großer Umweg für mich, auch Jarzewo zu besuchen. Ich hatte im Vorfeld schon viel zu recherchieren versucht, habe Unterlagen vom DRK-Suchdienst bekommen, andere Quellen mit Beschreibungen des Lagers gefunden und im Internet Kontakt zu Leuten aus Jarzewo aufgenommen.
Die Berichte der Kriegsheimkehrer stimmen weitgehend überein: In Jarcewo war ein großes Hauptlager mit tausend oder mehr Insassen. Es war in Bahnhofsnähe, und es gab wohl auch eine größere Brücke über einen Fluss. Die jüngeren Bewohner aus Jarzewo, die ich in Internet kontaktiert hatte, scheinen aber aber nicht zu wissen, dass es das Lager mal in ihrer Stadt gab.

So, nun bin ich heute morgen auf gut Glück nach Jarzewo in der Hoffnung, vielleicht das Museum oder die Stadtverwaltrung zu finden, um dort nachfragen zu können. Die Stadtverwaltung habe ich tatsächlich schnell ausfindig gemacht und bin dort auf super hilfsbereite Mitarbeiter gestoßen. Ich saß sicher eine knappe Stunde da im Büro, während der Mann herumtelefoniert hat. Allerdings kam er dann mit der ernüchternden Nachricht, dass das Lager ja gar nicht in Jarzewo gewesen sei, sondern in Duchowschtschina, und ich solle dort hinfahren und mich ebenfalls an die Stadtverwaltung wenden. Leider fehlten mir jegliche Russischkenntnisse und Nachweise, um mit ihm zu diskutieren und diese Aussage kritisch zu besprechen. Nach alldem, was ich zuvor erfahren hatte, kann ich das nämlich nicht so ganz glauben.
Ich habe mich also artig bedankt und bin gegangen. Nach Duchowschtschina, das 25 km entfernt ist und weitab jeglicher Moskau-Minsk-Trasse, wo es keinen Fluss und keine Eisenbahn gibt, bin ich nicht gefahren.Zwar wäre es kaum ein Umweg, aber ich wäre ständig voller Zweifel, ob ich überhaupt am richtigen Ort bin, selbst wenn mir dort jemand Ruinen eines vermeintlichen Lagers zeigen würde.
Der Frust hallt gerade noch etwas nach, aber ich habe es wenigstens versucht ...

Zu allem Überfluss habe ich heute früh feststellen müssen, dass offenbar mein Kfz-Ladegerät für die Kamera-Akkus nicht (mehr) funzt. Es gibt also ab jetzt nur noch Handyfotos :/

Ich bin nun auf der P133 nördlich von Smolensk (sehr schöne Heide-artige Landschaft auf dem ersten Abschnitt, Abschnitt 2 ist überraschenderweise mautpflichtig und kostet 200 Rubel) und werde wohl gegen Abend schon an der Grenze sein ...