Dienstag, 15. Juli 2014

15.07. abends: Mission Gullideckel

Aufgrund eines Lonely Planet-Eintrags bin ich am frühen Abend zum "Kvartira" gefahren, weil ich sehr neugierig war, was sich eigentlich dahinter verbirgt.

So ganz genau hab ich es aber nicht herausgefunden, weil keine Gelegenheit war, mich mit dem einen anwesenden Mitglied in Ruhe zu unterhalten.
Ich platzte in eine Art Englisch-Gesprächskreis hinein und wurde gleich verhaftet, mich dazuzusetzen und mitzumachen. Wir interpretierten Lied-Texte von Elton John, Nick Cave und Nina Persson :) Ich tat mein Bestes wie damals in der 9. Klasse und analysierte den tieferen Sinn von Believe, Erase/Rewind und Where The Wild Roses Grow.
Danach wurde aber ein russischsprachiger Film gezeigt, das traute ich mir nicht zu und verabschiedete mich wieder.

Ebenfalls aus dem Reiseführer hatte ich den Hinweis, dass im ehemaligen Königsberger Villenviertel Amalienau noch Hydranten und Gullideckel mit deutscher Aufschrift zu finden seien.
Wer in Russland Auto fährt, meidet Gullideckel wie die Pest. Sie sind nämlich meist nicht bündig mit der Straßenoberfläche oder sind halb hochgeklappt oder auch gar nicht vorhanden (alles schon gehabt). Nun hingegen machte ich mich auf die Suche nach ihnen und stöberte auf den Fußwegen und Straßen von Amalienau herum. Ich habe auch viele unterschiedliche Modelle gefunden, aber die Sichtung eines antiken deutschen Erbstücks blieb mir offenbar versagt (?).
Ich fand viele Gullideckel ganz ohne Beschriftung:
 
Und viele eindeutig russischer Herkunft:
Ein paar Kandidaten kamen altersmäßig in Frage, aber ich konnte die Schrift nicht entziffern.
Vielleicht diese hier?

Da es nicht mehr lange hell sein würde, entschloss ich mich, aus der Stadt rauszufahren und einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich fuhr also weiter nach Süden Richtung Grenze und stellte mich dort halbwegs sichtgeschützt in die Nähe der Straße.

15.07. tagsüber: Куршская коса & Kaliningrad/Königsberg

Die russische Hälfte der kurischen Nehrung - "Kurshskaya kossa" - ist touristisch deutlich weniger erschlossen, jedoch wurden in Zusammenarbeit mit der UNESCO einige Wanderpfade ausgewählt und beschrieben, über die ich am Nationalpark-Eingang (weitere 300 Rubel) sogar einen deutschsprachigen Flyer bekam.

Ich hielt am ersten Parkplatz hinter der Grenze und stapfte einfach mal den Fußspuren hinterher durch den sandigen Waldweg.
Wie ich hinterher feststellte, war das der Schwanenseeweg, der zu einer kleinen Aussichtsplattform oben auf der bewaldeten Düne führt. Toller Ausblick!
 
Schade, dass es verboten ist, hinunter zum Schwanensee zu laufen.

Danach besuchte ich noch den "Tanzenden Wald" - sehr skurril gewachsene Pinien entlang eines bequemen halbschattigen Spazierwegs.

Auch die russische Nehrung hat natürlich an der Westseite den endlosen Ostseestrand - übrigens mit richtig ordentlichen Wellen im Nordseeformat - , aber ich habe keinen weiteren Versuch unternommen, hier ins Wasser zu gehen ;)

Ich verließ die Nehrung und fuhr auf direktem Weg weiter nach Kaliningrad - naja, nicht so ganz direkt, da mich in Zelenogradsk eine Baustellen-Komplettsperrung daran hinderte. Die Umleitung führte mitten durch die verstopfte Stadt, und es dauerte mal wieder ewig ...

In Kaliningrad parkte ich in einem Hinterhof nahe der Dominsel, wo ich mir dann zu Fuß die Kathedrale und das Grab von Immanuel Kant anschaute.


Hier ein paar Detailbilder der eindrucksvollen Domfassade:

Mein Weg führte durch das "Fish Village", eine nett hergerichtete Uferpromenade mit allem, was das Touristenherz begehrt. Viele deutsche Urlauber, Restaurantnamen wie "Hofburg" und "Kaiserhof".


Aber gleich in der zweiten Reihe sieht man auch die sowjetische Realität ;)

Ein technischer Hinweis: 
Ich habe heute 3 Posts geschrieben, aber es werden hier nur 2 angezeigt, und ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das ändern kann. Wenn man hier unten rechts auf "Ältere Posts" klickt, bekommt man den Eintrag von heute morgen (Nida) zu sehen.