Dienstag, 8. Juli 2014

08.07. an der Wolga

Ich will gerade nirgendwo anders auf der Welt sein als hier :) (Und ich meine jetzt nicht Samara.)

Nach einer mittelmäßigen Nacht (ist halt Mist so direkt an der Straße) erwartete mich in Samara deutlich besseres Wetter als gestern. Ich habe mir einen kleinen Kaffee gemacht und bin dann zu einem langen Strandspaziergang aufgebrochen, einmal hin und zurück so weit der Sand reichte.
Noch waren nicht viele Leute unterwegs - hauptsächlich Jogger (keine einzige Frau übrigens) und Rentner, die in der Wolga badeten oder ebenfalls spazieren gingen.
Anschließend habe ich einen weiteren Stadtbummel gemacht, heute aber mit Sonnenschein und Kamera.
 

Als es dann doch ziemlich warm wurde, habe ich mich überwunden und bin in der Wolga baden gegangen. Echt kalt!!
Meine mobile Dusche musste ich ja noch kein einziges Mal benutzen, weil sich irgendwie immer alle zwei, drei Tage eine Gelegenheit ergeben hat - sei es die Campingplatzdusche, Banja, Fluss, Badesee oder nun Wolga.

Den hab ich auch besucht, zugunsten meiner geplagten Füße:

Diese Passage aus dem Reiseführer kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen:
<Hier kommen später Fotos vom Text "Samara hat nicht so schlimmen Verkehr">

Meine Rausfahrt aus Samara hat fast eine Stunde gedauert! Und offensichtlich hab ich das mehrspurige Kreisverkehr-System hier nicht kapiert; ich glaube, ich habe ziemlich vielen Leuten die Vorfahrt genommen und bin zum Glück trotzdem unversehrt in der richtigen Ausfahrt gelandet.

Stau- und baustellenmäßig war alles normal heute auf der M5 (also von beidem reichlich), und ich habe mich schon früh entschlossen, wieder nach einer schönen Übernachtungsstelle Ausschau zu halten. Als ich von der Straße aus große Wasserflächen in der Sonne glänzen sah, bin ich irgendwann einfach nach links abgebogen.

Und was soll ich sagen, ich bin belohnt worden: Ich habe den tollsten Stellplatz, den man sich vorstellen kann. Meine Koordinaten: 53° 14' 42" N, 49° 4' 58" E ... googelt das mal und seid neidisch! :)
Am Steilufer der Wolga stehe ich auf der Wiese direkt am Abhang und blicke aus der Schiebetür auf endloses Wasser.
Links von mir ist ein kleines Datscha-Dorf.
Mariyas Sommerhaus

Als ich gerade angekommen war und noch überlegt habe, ob ich hier wohl stehen bleiben kann, schlich schon neugierig eine Babuschka ums Auto.
Sie heißt Mariya, ihr gehört die Datscha an der nächstliegenden Wegbiegung, und schwupps, saß ich zum Kaffee bei ihr am Küchentisch. Mit Händen und Füßen und Wörterbuch haben wir uns supernett unterhalten und mehr übereinander erfahren als man denken mag.

Ich habe sie vorhin im Gegenzug in mein - extra aufgeräumtes - Auto eingeladen, wo wir meine verbleibende Miniflasche Weißwein geleert haben, und uns an frisch gepflückten Himbeeren und Rosmarin-Knäckebrot (meine Bürokolleginnen wissen Bescheid) gütlich taten.

Das war richtig toll, und ich glaube, sie hat es auch genossen. Sie bekam zwei Anrufe aufs Handy in der Zeit und hat allen brühwarm erzählt, dass sie gerade bei einer Deutschen im Auto sitzt und auf die Wolga blickt und Wein trinkt, und wahrscheinlich haben die Anrufer gedacht, jetzt spinnt Mariya endgültig ;)
Hinter Mariya sieht man übrigens ein Souvenir aus Byngi. Ich habe einen alten Fensterrahmen aus Holz ergattert. Die landen hier haufenweise auf dem Feuerholzstapel, weil die Leute sich moderne Kunststoffenster einbauen. 
Bin froh, dass ich das Teil so im Auto verstauen konnte, auch wenn ich dadurch nun am Fußende nur noch 40cm Bettbreite habe ...

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